Die Deutsche Meisterschaft der RKK 2022

von Kim Pruß

Endlich wieder Nervenkitzel, endlich wieder Gänsehaut, endlich wieder Deutsche Meisterschaft – es war dieses besondere Gefühl, das nur eine DM hervorrufen kann, das sich an diesem zweiten Advent in der Jabachhalle in Lohmar breit machte. Ob es die vorweihnachtliche Stimmung war, die uns alle ein Stück zusammenrücken ließ? Oder einfach die unsagbare Freude darüber, dass das alles eben einfach so geht? Dass endlich wieder um die Deutschen Meistertitel getanzt werden konnte? Lange mussten die Tänzerinnen und Tänzer der RKK darauf warten. Zweimal musste die Deutsche Meisterschaft abgesagt werden, keine DM 2020, keine DM 2021. Aber nun war es endlich soweit: Am 03. und 04. Dezember 2022 durften die Solisten, Paare und Gruppen endlich wieder auf die Bühne und die Titel unter sich ausmachen.

Große Emotionen bei Carolin und Daniel vom Ausrichterverein Altenrather Sandhasen. Foto: Nader Rahnama

Ausrichter der Deutschen Meisterschaft war kein geringerer als das Tanzcorps der Altenrather Sandhasen. Christopher Große-Kleffmann, der die Turnierleitung übernahm, wirkte zur Mitte des zweiten Turniertages mehr als glücklich mit dem bisherigen Ablauf des Turniers. Er sprach von knapp 80 Helfern, ohne die die Austragung und Durchführung des Turniers niemals möglich gewesen wäre. Hinter dem erst 24-jährigen Vorsitzenden des ausrichtenden Vereins und seinen Helfern liegen vier Monate Vorbereitungszeit, dessen Ende alle so langsam herbeisehnten. „Wenn die Siegerehrung vorbei ist, werde ich sicher die ein oder andere Träne verdrücken, wenn der ganze Stress endlich von mir abfällt“, gibt Chris, wie er sich selber nennt, zu. Er und sein Vorstand wurden erst im Mai des Jahres neu gewählt, deshalb war ein Start der Organisation früher nicht möglich. Dass es dennoch hervorragend geklappt hat, zeigten circa 950 Aktive sowie eine zwei Tage lang ausverkaufte Jabachhalle mit jeweils 1.000 Zuschauern und Zuschauerinnen. Nachdem bereits am Samstag die Kinder und Junioren ihre Deutschen Meister unter sich ermittelt hatten, ging es am Sonntag ab 10:30 Uhr für die Senioren um alles. Der Ausrichter entschied sich, 30 Minuten später mit dem Turnierablauf zu beginnen, damit alle Zuschauer und Zuschauerinnen noch rechtzeitig in die Halle kommen konnten. Denn hätte das Turnier wie geplant um 10 begonnen, wären zahlreiche Zuschauer wegen des großen Ansturms noch mit Parken, Anstehen und Plätze suchen beschäftigt gewesen. Punkt 10:30 Uhr ging es dann aber wirklich los: Emotionale Eröffnungsfeier, großer Jubel aus allen Ecken der Halle bei den Einspielern der teilnehmenden Vereine, Nationalhymne – das ganze Programm und eigentlich so wie immer. So schön, wie immer.

Altenrather Sandhasen geben den Takt vor

Nach der Nationalhymne eröffneten die gemischten Garden das Turnier. Von bisher 14 ausgetragenen Deutschen Meisterschaften konnten die Altenrather Sandhasen ganze zwölf für sich entscheiden und so sollte es auch bei ihrer Heim-DM passieren. Mit Startnummer drei konnten sie mit 47,6 Punkten den Titel verteidigen und ließen, genau wie im Jahr 2019, den TSV Uckerath (46,9 Punkte) und den KC Simmerner Käs’cher (45,8 Punkte) hinter sich.

Die Altenrather Sandhasen machten ihre Heim-DM mit dem erneuten Sieg bei den gemischten Garden perfekt. Foto: Nader Rahnama

Geht man nach den Gastgebern, so sollte sich auch in der zweiten Disziplin des Tages nichts ändern. In der Disziplin Gardetanz weiblich wollten die Altenrather Sandhasen ihren zehnten Titel vor heimischem Publikum feiern, schließlich konnte man neun der letzten zehn Deutschen Meisterschaften für sich entscheiden. Dieser Plan wurde jedoch nicht mit dem TSV Uckerath abgesprochen. Unbeeindruckt von 47,3 Punkten, die die Sandhasen mit Startnummer sechs vorlegten, zeigte der neue Deutsche Meister aus Uckerath einen nahezu fehlerfreien Tanz. Mit 48,4 Punkten und der damit höchsten Punktzahl der Session konnten die Tänzerinnen von Trainerin Jennifer Brücher das Ergebnis aus der ersten Disziplin umdrehen: Uckerath auf Rang eins – die Sandhasen auf Rang zwei. Platz drei ging, wie bei der letzten Ausgabe, nach Baesweiler. Die Narrenzunft Baesweiler ertanzte sich 46,5 Punkte. Knapp dahinter folgten die Überraschungen der Session. Die KG Hadamar wurde mit 46,2 Punkten Vierter, die Tanzsportabteilung des Radsportverein Wenigumstadt mit 46,0 Punkten Fünfter. Möglicherweise werden diese drei Garden in der Zukunft für einen spannenden Kampf um den Titel sorgen.

Riesige Freude bei den "Einhörnern" vom TSV Uckerath über den Sieg bei den Damengarden. Foto: Nader Rahnama

Abschied nach 15 Jahren Turniersport

Schon vor dem Start der Disziplin Tanzpaare war klar, dass es hier einen neuen Deutschen Meister geben wird. Die Titelverteidiger Sarah Meise und Calvin Knopp haben mittlerweile ihr aktive Laufbahn beendet und somit war der Weg frei für einen neuen Titelträger. Emma Bohm und Kevin Schneider von der KG Hadamar entschieden mit 46,6 Punkten eine sehr spannende Disziplin für sich und krönten sich damit zum ersten Mal zum Deutschen Meister. Auf Platz zwei und drei folgten Tanzpaare der Altenrather Sandhasen und für beide war es der letzte Tanz in dieser Konstellation. Tanja Hau und Kai Czaschke verabschiedeten sich mit einem Deutschen Vizemeistertitel und einer Sessionshöchstpunktzahl von 46,1 Punkten von der RKK-Bühne. Ebenfalls der letzte Tanz war es für Carolin Nettekoven und Daniel Groll, die sich mit einem dritten Platz und 45,8 Punkten verabschiedeten. So war es für Carolin doch noch der Abschied, den sie sich so gewünscht hatte, nachdem sie in den letzten Jahren durch wahres Verletzungspech gegangen war und bis vor wenigen Wochen nicht klar war, ob sie die DM überhaupt tanzen kann. Beide Paare waren sichtlich gerührt und voller Dankbarkeit für die letzten gemeinsamen Jahre, die gemeinsam gefeierten Erfolge, Höhen und Tiefen. Sie werden beide auf den Bühnen fehlen, haben sie in der RKK-Tanzwelt doch einen bleibenden Eindruck hinterlassen und waren für viele jüngere Paare auch so etwas wie Vorbilder.

Dieses Treppchen wird es so nie wieder geben, denn beide Paare von den Altenrather Sandhasen tanzten ihr letztes Turnier, während die strahlenden Sieger der KG Hadamar sicher noch eine strahlendere Zukunft vor sich haben. Foto: Nader Rahnama

Große Show der Tanzmariechen und Tanzmajore

Nach der Mittagspause ging es hochklassig weiter. Mit der Startnummer zwei sorgte die Titelverteidigerin Adina Leinen vom TSC Gisingen-Brotdorf für einen gelungenen Start und legte einen nahezu perfekten Tanz hin. Dafür wurde sie mit 49,1 Punkten von der Jury belohnt. Die erste 10,0 des Tages sahen die Zuschauer und Zuschauerinnen in der ausverkauften Halle bei Sofia Kaska von der Großen KG Stromberg. Die Deutsche Meisterin der Junioren aus dem Jahr 2019 erhielt insgesamt 49,4 Punkte und wurde dafür erneut mit dem Titel der Deutschen Meisterin – diesmal in der Altersklasse Senioren - gekürt, denn sie konnte im Laufe der Disziplin nicht mehr vom ersten Platz verdrängt werden. Spannend machte es aber noch einmal Zoè Wilbert vom KC Simmerner Käs’cher. Mit einer starken Leistung konnte sie sich mit 49,2 Punkten auf den zweiten Platz vorschieben und damit den Titel der Deutschen Vize-Meisterin feiern. Eine weitere 10,0 konnte Leticia Morgenstern von der Hoengener KG Blaue Funken bejubeln. Für sie reichten 47,1 Punkt am Ende zu einem fünften Platz.

Favoriten-Sieg für Sofia Kaska, Überraschung auf Platz zwei und drei. Foto: Nader Rahnama

Die wohl spannendste Disziplin lieferten die Tanzmajore. Die drei Favoriten auf den Titel Pascal Roth, Titelverteidiger Julian Porten und Lucas Zimmermann mussten im Laufe der Session bereits alle einmal in das Stechen. Spannung war also vorprogrammiert. Den Anfang machte Pascal von der KG Narrenzunft Baesweiler. Von seinen Fans lautstark unterstützt, sorgte er für eine gute Show, kombiniert mit tänzerischen Höhepunkten. Pascal wurde dafür dreimal mit der 9,9 belohnt. Am Ende reichten 49,0 Punkte zu einem starken dritten Platz. Julian zeigte als zweiter der drei Favoriten sein Können. Er zeigte einen fehlerfreien Tanz und wurde dafür sogar mit einer 10,0 belohnt. 49,3 Punkte sorgten für Tränen in den Augen seiner Begleiterinnen des Schweicher Karneval Verein und für ein strahlendes Lächeln bei ihm. Jedoch sah man ihm an, dass er sich noch nicht so richtig freuen konnte, wohlwissend, dass ein Konkurrent nach ihm noch folgte. Lucas Zimmermann, ebenfalls von der Narrenzunft Baesweiler, überbot tatsächlich alles, was zuvor gezeigt wurde. Ein perfekter Tanz mit einer atemberaubenden Akrobatik entlockte vier Juroren die Höchstpunkzahl. 49,7 Punkte katapultierten ihn auf den ersten Platz und damit zum neuen Deutschen Meister. Nicht nur bei ihm, sondern auch bei seinen Anhängern, flossen Tränen der Freude. 

Die Tanzmajore lieferten sich den wohl emotionalsten Kampf um die Treppchenplätze. Die Nase vorn hatte Lucas Zimmermann. Foto: Nader Rahnama

Schautänze bilden gelungenen Abschluss eines tollen Turniers

Die Aktiven der Disziplinen Schautanz gemischt und Schautanz weiblich begeisterten vor allem mit ihren unglaublich hohen Menschenpyramiden. Das Publikum musste immer wieder vor Erstaunen den Atem anhalten. In der Disziplin Schautanz gemischt wurde der Titel neu vergeben, da der ehemalige Sieger aus Niederbeitbach in diesem Jahr nicht antrat. Neuer Deutscher Meister der Disziplin Schautanz gemischt wurde die KG Hadamar mit ihrem Thema „Monster KG“ und 45,6 Punkten. Zuckersüße Kostüme, starke und synchrone Schrittfolgen und eine gute Story verhalfen der Gruppe zum Sieg. Dicht gefolgt auf Platz zwei landete der Tanzsportverein Welschneudorf mit 45,4 Punkten und ihrem kreativen Tanz „Mission Emotion – Astronauten auf dem Weg zum Planeten Elysium“. Tolle Figuren, viel Action und eine mehr als bühnenfüllende Menge an Aktiven zeichnete die Gruppe aus. Platz drei ging in dieser Kategorie an die Altenrather Sandhasen mit ihrem Tanz „Licht und Schatten“.  

 

Spannender Wettkampf bei den gemischten Schautänzen - die "Monster KG" konnte sich durchsetzen. Foto: Nader Rahnama

Eine Titelüberraschung brachte die Disziplin Schautanz weiblich. Hier konnte die KG Eulenspiegel den obersten Podestplatz mit 47,1 Punkten erreichen. Neben ihrer tänzerischen Performance begeisterten sie mit Sicherheit auch durch die Aktualität ihres Themas „Dance your Coming Out“. Auf Platz zwei landete der Deutsche Meister von 2019, die Showtanzgruppe Rhytmocada von Rut-Wiess Ranzel, mit 46,7 Punkten und ihrer berührenden Performance „Himmlisch Jeck – Niemals geht man so ganz“, die dem einen oder anderem im Publikum tatsächlich ein kleines Tränchen entlockte. Den dritten Platz in dieser Disziplin sicherte sich die Showtanzgruppe InTeam vom TSV Rhein-Nahe mit „Tarzan“.

"Dance your Coming Out" von den "Eulen" traf bei Publikum und Jury mitten ins Herz. Foto: Nader Rahnama

In der letzten Disziplin des Tages, der Disziplin Schaudarbietung, trat der Titelverteidiger aus Simmern gleich mit zwei Tänzen an. Nicht etwa, weil sich die Gruppe verstritten hat, sondern weil eine der beiden Gruppen die ehemaligen Junioren waren, die durch die lange Zeit plötzlich zu den Senioren gehörten. „Wir haben beide Schautänze kurz vor Corona angefangen und unsere ehemaligen Junioren fanden ihren Bachelor-Tanz so schön, dass sie ihn unbedingt behalten und auch bei Turnieren zeigen wollten. Die Kostüme waren ja auch schon gekauft. Es war sehr stressig und wir sind froh, dass die Aktiven jetzt alle wieder in einer Gruppe tanzen“, erzählte die Garde-Trainerin der Senioren, Christiane Meder. Das Happy End folgte prompt: Dem KC Simmerner Käs’cher gelang die Titelverteidigung mit dem Thema „Zwei auf einen Streich – das Bachelor-Spezial“. 47,4 Punkte reichten ihnen, um sich mit 0,2 Punkten gegenüber dem TV Scheidt durchzusetzen, die eine Geschichte aus dem Leben von Joker und Harley Quinn vertanzten. Passend zur Deutschen Meisterschaft kam auch der Deutsche Vize-Meister aus 2019 vom KV Piesport in Form und schaffte es mit 46,6 Punkten auf den dritten Platz mit ihrer zauberhaften Version von „Monopoly – Karnevals-Edition“.

Die ehemaligen Junioren der Simmerner Käs'cher verdrängten ihre "großen" Vereinskollegen von Platz 1 und holten den Sieg erneut nach Simmern. Foto: Nader Rahnama

Ein langer Turniertag war mit dem letzten Tanz beendet. Für mich war es das erste RKK-Turnier: Eine super organisierte Deutsche Meisterschaft mit einer unglaublich positiven Stimmung über den ganzen Turnierverlauf. Ich werde wieder kommen und kann unseren Sport nun auch aus einer anderen Verbandsperspektive betrachten.

Ein spannender Turniertag ist mit vielen Eindrücken und Emotionen zu Ende gegangen. Foto: Nader Rahnama