51. Europameisterschaften der IIG

 Es waren die größten Europameisterschaften in der Geschichte der IIG. „Wir wurden von Anmeldungen überrannt“, freute sich Präsident Hans Pfeiffer. 320 Tänze hatten sich qualifiziert. 207 Tänze mit rund 800 Aktiven traten die Reise nach Merseburg (Sachsen-Anhalt) an. Wegen der vielen Anmeldungen startete die Kids-Klasse bereits 8 Uhr und anschließend die Junioren. Bei der Eröffnungsfeier des Senioren-Turniers fand das Tanzstudio Leuna/Merseburg emotionale Worte zur Begrüßung: „Die Liebe zum Tanzen und der Zusammenhalt untereinander sind es doch, die dieses tolle Hobby ausmachen.“ Die Tänzerinnen hatten eine Choreografie zu „Stand by me“ einstudiert, die den Präsidenten zu Tränen rührte.

 

Aufsteiger-Klasse

 

Den Anfang machte dann die Aufsteigerklasse, bei der sieben Tänze in drei Disziplinen an den Start gingen. Die Kaluza Dance Company aus Aachen zeigte konkurrenzlos eine Polka und wurde damit bester Aufsteiger. Bei den Rheinischen Garden setzte sich die Gruppe „JazzADa’s Jazz No I.“ vom TSV Schleißheim gegen die „VLÜ-KA-GE“ aus Neukirchen knapp mit nur 0,1 Punkten Vorsprung durch. Dabei war es der erste Gardetanz überhaupt, der von den Tänzerinnen einstudiert wurde (mehr dazu in Garde & Show #14). Bei den Solistinnen (Solo Schautanz modern) gab es wegen Punktgleichheit von 25,4 Punkten zwei Siegerinnen: Julia Reich von der LKG „Die Müllschlucker“ aus Oberhausen mit „Er lebt in dir“ – einer Hommage an König der Löwen sowie Valeria Schaak von der Kaluza Dance Company mit ihrer Darbietung „Verzerrte Selbstwahrnehmung“, die eindrucksvoll in die Gefühlswelt einer Magersüchtigen führte. Auf Platz zwei schaffte es die Österreicherin Carmen Schuster von den Vienna Dance Kids aus Wien mit „Numb“.

 

A-Leistungsklasse – Gardedisziplinen

 

In der A-Leistungsklasse zeigten zunächst die Gardetänzerinnen und Gardetänzer ihr Können. In der Disziplin Solo Gardetanz gewann Saskia Schmitt vom TSC Lindlar, die sich bereits mit zahlreichen Titeln schmücken kann. Sie tanzte als einzige mehr als 29 von 30 möglichen Punkten (29,3 Punkte). Saskia zeichnet nicht nur ihre enorme Sprungkraft und Beweglichkeit aus, sondern auch die Exaktheit ihrer Bewegungen, die sie von den anderen unterscheidet. Bei ihr stimmte jede Streckung bis in die Fußspitzen. Zweite wurde Celine Schumacher vom TSV Rhein-Wupper Leichlingen mit einer 28,9. Sie punktete mit schönen Sprüngen und einem hohen Schwierigkeitsgrad bei der Akrobatik. Auf Platz drei mit 28,1 Punkten schaffte es Irina Rausch von der Tanzgruppe Mücheln. Wie ein zarter Flummi schwebte sie über die Bühne und bewies, dass das Gardesolo eben nicht nur aus Akrobatik, sondern auch aus einer

schön getanzten Choreografie besteht. Ebenfalls 28,1 Punkte bekam Mila Kremer von der Dance Akademie Jülich. Sie verpasste um 0,1 Punkte in der Streichwertung das Treppchen.

 In der Disziplin Gardetanz mit Paaren traten wie so oft die Steinenbrücker Schiffermädchen aus Overath ohne Konkurrenz an. „Viele sehen immer nicht, dass wir uns auch erst einmal qualifizieren und die erforderliche Punktzahl tanzen müssen“, sagte Betreuerin Alexandra. „Wir kämpfen auch um die Qualifikation, auch wenn wir diese Saison keine direkten Gegner hatten.“ Mit 28,4 Punkten zeigte sich die Gruppe zufrieden.

Ebenfalls konkurrenzlos Europameister wurde die Dance Akademie Jülich mit ihrer Polka. Die sechs Tänzerinnen zeigten eine schwierige Choreografie mit vielen Überschlägen und freien Elementen und wurden dafür mit 28,9 Punkten belohnt.

Bei den Rheinischen Garden sicherte sich die Tanzgruppe Mücheln den Europameistertitel. Sie zeigte den höchsten Schwierigkeitsgrad und die sauberste Ausführung ihres Tanzes. 28,5 Punkte gab es dafür. 28,4 Punkte und damit den Vizemeistertitel holte sich das „New Age Dance Team“ des RMV Concordia Strullendorf. Dritter wurde der Turn- und Sportclub Lindlar mit 27,9 Punkten.

A-Leistungsklasse – Schausolos und Schauduos

 

Traditionell stärker besetzt als die Gardetänze sind bei der IIG die Schautänze, bei der die Gruppen zwischen vielen verschiedenen Disziplinen wählen können. Beim „Solo Schautanz künstlerisch“ trat nur die Ungarin Hágár Leidl von der Cholnoky Bewegungskunst aus Veszprém an und sicherte sich mit ihrem Tanz „Fade“ 27,0 Punkte und damit den Titel.

Die stärkste Konkurrenz gab es dagegen in der Disziplin „Solo Schautanz modern“. Der Unterschied zwischen beiden Disziplinen ist, dass im modernen Tanz etwas mehr Wert auf Show und im künstlerischen Tanz etwas mehr Wert auf Technik gelegt wird. Europameister hier wurde der einzige Mann im Feld – Hannes Kölling von der Tanzgruppe Mücheln. Er bekam 28,6 Punkte für seinen Tanz „Fernweh“, in den sich wohl viele junge Menschen einfühlen können, die es immer wieder danach drängt, die Welt entdecken zu wollen. Zweite wurde Emilie Zimmermann vom Tanzstudio Leuna/Merseburg mit 28,5 Punkten und „Gestrandet“. Sie nahm das Publikum mit auf die Reise einer Überlebenskünstlerin auf einer einsamen Insel. Ebenfalls knapp dahinter mit 28,4 Punkten wurde Lydia Theobald vom TSV Schleißheim dritte. Extrem ausdrucksstark und mit sehr guter Technik führte sie ihre Zuschauer in die dunkle Seele einer 16-Jährigen.

Auch beim „Paar Schautanz modern“ punktete die Tanzgruppe Mücheln. Friederike Schmitt und Hannes Kölling zeigten in ihrem Tanz „Liebe kennt keine Grenzen“ ein altes Ehepaar, das der Nachtruhe im Altenheim entflieht und ihre Liebe feiert. 28,5 Punkte und den Europameistertitel wertete die Jury dafür. Vizemeister wurden Roberta Speier und Emma Schulz mit „Copycat“ (zu Deutsch „Nachahmer“) von der Cholnoky Bewegungskunst aus Ungarn. Sie überzeugten vor allem durch ihre gute Technik, die bei den ungarischen Tänzerinnen meist einen großen Stellenwert einnimmt. Dritte wurden Emilie Zimmermann und Elias Lützkendorf mit ihrer dramatischen Darbietung „Blood in my veins“. Sie bekamen 27,2 Punkte.

A-Leistungsklasse – Gruppenschautänze

 

Die Schautanzgruppen nahmen den größten Teil des Turniers ein. In insgesamt fünf Disziplinen starteten zahlreiche Tänze aus Deutschland, Österreich und Ungarn. Im künstlerischen Tanz überzeugte die Gruppe „JazzADa’s Jazz No I.“ vom TSV Schleißheim mit viel Einfallsreichtum und Synchronität. Sie holten 27,9 Punkte und damit den Titel. Die Ungarinnen der Cholnoky Bewegungskunst wurden zweite mit 27,7 und die Tanzgruppe Mücheln dritte mit 27,6 Punkte. Dass die Gruppen in der Wertung so eng beieinander lagen, zeigt das hohe Leistungsniveau in dieser Disziplin.

Bei den modernen Gruppenformationen mit Hebefiguren bis maximal zehn Personen holten sich die „Beatbackz“ der Dance Akademie Jülich konkurrenzlos den Titel. Sie bekamen 28,1 Punkte für ihren Tanz „Raus aus dem Alltag“. In diesem motivierten sie dazu, aus dem Alltag als Büro- oder Putzkraft auszubrechen. Die Message „Alles ist möglich, man braucht nur ein bisschen Mut“ berührte Publikum und Jury.

Die Disziplin moderne Gruppenformationen mit Hebefiguren ab 11 Personen war eine regelrechte Partydisziplin. Die Steinenbrücker Schiffermädchen aus Overath begeisterten mit ihrer ganz eigenen Interpretation der Fernsehsendung „Herzblatt“ und ließen einen Country-Liebhaber, einen Rosenkavalier und einen HipHopper um die Gunst der Damen buhlen. 28,8 Punkte und der Titel waren das Ergebnis. Platz zwei ging an „Magic Unity“ aus Moers mit ihrem „Kirmeszauber“. Mit tollen Bildern und Pyramiden entführten sie das Publikum in die Welt von Entenfischen auf dem Rummel, Achterbahnfahren, Zuckerwatte und Dosenwerfen. Platz drei ging an den 1. Nieder Carneval-Club aus Frankfurt. Die Gruppe feierte in ihrem Tanz „Dia de los Muertes“ den mexikanischen Tag der Toten.

Als letztes tanzten am späten Abend die modernen Gruppenformationen ohne Hebefiguren. Bei den kleinen Gruppen bis zehn Personen gewannen die „Movie Stars“ aus Duisburg mit 28,8 Punkten und ihrem Mallorca-Stimmungstanz. Socken in den Sandalen, Hawaiihemd und Selfiestick – sie erfüllten alle Klischees. Neben der Show zeigten sie aber auch eine schön getanzte Choreografie. Ganz

anders war der Tanz „Lauf der Zeit“ vom Tanzzauber Merseburg. Die Gruppe vertanzte das Leben einer Frau von der Geburt über die Zuckertüte und die Hochzeit bis zum hohen Alter und bekam dafür 28,0 Punkte den Pokal für Platz zwei. Mit viel Spaß und knallbunten Perücken ging der dritte Platz mit ebenfalls 28,0 Punkten aber der niedrigeren Streichwertung an das Tanzstudio Leuna/Merseburg. „Haarige Geschichten aus dem Friseursalon“ war ihr Thema.

Den Tag beendeten schließlich die modernen Gruppenformationen ohne Hebefiguren ab elf Personen. Mit großem Abstand und 29,3 Punkten gewann das „New Age Dance Team“ vom RMV Concordia Strullendorf. Das Publikum rastete bei ihrem Tanz „Planet der Affen“ komplett aus. Wie im Film übernahmen die Affen die Macht über die Menschen. Die Geschichte wurde eindrucksvoll mit viel Power und

Ausdrucksstärke auf die Bühne gebracht. Stilistisch komplett anders war der berührende und dramatische Tanz „Race: Human“ von der Tanzgruppe Mücheln, der beinahe an einen künstlerischen Showtanz erinnerte. Platz drei ging nach Ungarn an die Cholnoky Beweungskunst mit ihrem Tanz „Nachrichten“.

Nach einem extrem langen Turniertag fand die Siegerehrung kurz vor 22 Uhr statt. Die Tänzerinnen und Tänzer der verschiedenen Vereine feierten gemeinsam ihre Erfolge und traten anschließend die teils weite Heimreise an.


Hier gibt es alle Teilnehmer der Altersklasse Senioren und alle Siegerehrungsbilder der verschiedenen Altersklassen auf einen Blick:

Alle Teilnehmer (Senioren):


Siegerehrung Senioren:


Siegerehrung Kids/Junioren: